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Immobilie geerbt: verkaufen oder behalten?

10. Juni 2025

Immobilien geerbt verkaufen behalten

Die Erbschaft einer Immobilie ist mit vielen organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Fragen verbunden. Eigentümer:innen sehen sich plötzlich mit Themen wie Wertermittlung, Nutzungsoptionen oder steuerlichen Pflichten konfrontiert. Dabei ist der Handlungsspielraum groß: Vom Selbstbezug über Vermietung bis hin zum Verkauf stehen verschiedene Wege offen – jede mit eigenen Vor- und Nachteilen.

Dieser Beitrag bietet eine fundierte Entscheidungshilfe für Erbimmobilien. Er beleuchtet die wichtigsten Aspekte, gibt Orientierungshilfen und verweist auf hilfreiche Ressourcen, um Ihnen die Entscheidungsfindung zu erleichtern.

Emotion und Verstand: Der Balanceakt

Persönliche Erinnerungen, etwa an das Elternhaus oder Ferienaufenthalte, können den Blick auf die wirtschaftliche Realität verstellen. Gleichzeitig stellen sich Fragen: Besteht realistische Aussicht auf Eigennutzung? Ist Vermietung praktikabel oder steht ein Verkauf im Raum? Eine ehrliche Bestandsaufnahme schafft hier Klarheit.

Um besser einschätzen zu können, welche Rolle Emotionen spielen, kann es helfen, Gespräche mit Familienmitgliedern zu führen oder unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine strukturierte Pro-und-Contra-Liste schafft Transparenz über die individuellen Perspektiven und Prioritäten.

Ein wichtiger Aspekt in dieser Phase ist es, den eigenen Lebensplan mit der geerbten Immobilie abzugleichen: Passt das Objekt zur beruflichen, familiären oder finanziellen Situation? Wenn nicht, sollten weitere Optionen durchdacht werden.

Auch können persönliche Werte eine Rolle spielen: Möchte man die Immobilie als Teil des Familienerbes erhalten oder sieht man sie vor allem als Vermögenswert? Diese Grundhaltung beeinflusst die Entscheidung mitunter stärker als die Zahlen.

Zustand und Lage: Die Fakten zählen

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Die Marktlage und der technische Zustand der Immobilie beeinflussen deren Nutzungs- und Verkaufswert erheblich:

  • Lageanalyse: Ist die Mikrolage attraktiv (Anbindung, Infrastruktur, Nachfrage)? Wie entwickelt sich die Makrolage (Bevölkerung, Wirtschaft, Wohnraumdruck)?
  • Bausubstanz: Liegen Renovierungs- oder Sanierungsbedarfe vor? Wie alt sind Dach, Leitungen, Fenster, Heizsysteme?

Der Zustand und die Lage sind entscheidende Hebel für Wert und Vermietbarkeit.

Objektive Gutachten durch Fachleute liefern eine belastbare Entscheidungsgrundlage. Wer den Aufwand für Instandhaltung, Sanierung oder Umbau kennt, kann realistisch planen und die eigenen Ressourcen gezielter einsetzen.

Auch das Potenzial für energetische Sanierungen oder eine Nachverdichtung (z. B. Dachgeschossausbau, Anbau) sollte geprüft werden. Solche Optionen können langfristig zu einer deutlichen Wertsteigerung beitragen.

Steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen

Erbschaftssteuer

Je nach Verwandtschaftsgrad gelten Freibeträge: für Ehepartner:innen 500.000 €, für Kinder 400.000 €, für Enkel 200.000 €. Wird der Immobilienwert überschritten, entsteht Steuerpflicht. Für mehr Details finden sie hier weitere Informationen.

Spekulationssteuer

Diese entfällt, wenn die Immobilie zehn Jahre im Besitz war oder in den letzten drei Kalenderjahren eigengenutzt wurde. Bei Erbfällen zählt die Besitzdauer der Erblasserin oder des Erblassers mit.

Grundbuch & Erbschein

Für einen Verkauf ist die Eintragung ins Grundbuch erforderlich. Je nach Erbkonstellation wird ein Erbschein benötigt.

Es empfiehlt sich, alle Unterlagen frühzeitig zu ordnen. Dazu zählen Grundbuchauszüge, Energieausweis, Baupläne und Versicherungsnachweise. Dies erleichtert nicht nur die Vermarktung, sondern auch die Bewertung und Entscheidungsfindung.

Nutzungsformen im Vergleich

OptionVorteileNachteile / Herausforderungen
Selbst nutzenKeine Miete, familiäre Bindung, steuerliche VorteileUmzug, möglicher Renovierungsbedarf, laufende Kosten
VermietenLaufende Einnahmen, Werterhalt der ImmobilieVerwaltungsaufwand, Instandhaltung, Mietausfallrisiken
VerkaufenSofortige Liquidität, keine Verpflichtungen mehrSteuern, Emotionaler Abschied, Marktrisiken

Eine Vermietung kann sinnvoll sein, wenn Lage und Zustand stimmen. Eigennutzung lohnt sich besonders bei langfristigen Plänen und steuerlichen Vorteilen (z. B. Familienheimregelung). Ein Verkauf kommt in Betracht bei hoher finanzieller Belastung oder fehlendem Interesse an Verwaltung.

Tipp: Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse – inklusive erwarteter Einnahmen, Steuerbelastung und Zeitaufwand – bietet eine sachliche Grundlage für die Entscheidung.

Auch sollten realistische Mietpreise recherchiert und potenzielle Leerstandsrisiken bedacht werden. Tools zur Mietkalkulation oder Gespräche mit ortsansässigen Verwaltungen bieten Orientierung.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, zu prüfen, ob bei einer Vermietung Modernisierungen steuerlich geltend gemacht werden können. Dies verbessert die Kalkulation und entlastet die laufende Finanzierung.

Besonderheit: Erbengemeinschaft

In einer Erbengemeinschaft müssen Entscheidungen einstimmig getroffen werden. Uneinigkeit kann zur Teilungsversteigerung führen, bei der meist geringere Erlöse erzielt werden. Alternativen sind die Auszahlung einzelner Miterb:innen oder gemeinsame Vermietung.

Tipp: Ein Erbvertrag oder eine Teilungsvereinbarung kann Konflikte vermeiden. Mediation durch externe Berater:innen fördert oft einvernehmliche Lösungen.

Transparente Kommunikation und das frühzeitige Einholen rechtlicher Beratung wirken eskalierenden Streitigkeiten entgegen. Auch steuerliche Fragen lassen sich in einer frühen Phase besser klären.

Gerade bei mehreren Beteiligten empfiehlt sich ein klarer Zeitplan mit definierten Entscheidungsstufen. So bleibt das Projekt übersichtlich und eskaliert nicht unnötig.

Verkaufsprozess Schritt für Schritt

  1. Eigentumsverhältnisse klären: Grundbuch, Erbschein
  2. Marktwert ermitteln: Immobilienbewertung durch Fachleute
  3. Vermarktung vorbereiten: Exposé, professionelle Fotos, Plattformwahl
  4. Verkauf abwickeln: Verhandlungen, Kaufvertrag, Notartermin
  5. Kosten berücksichtigen: Notar, ggf. Maklerprovision, Steuern

Tipp: Die Beauftragung eines regional erfahrenen Maklers oder einer Maklerin kann Zeit sparen und den Verkaufspreis optimieren.

Auch gilt es, sich vorab mit Verkaufsfristen, Preisstrategien und Marktzyklen auseinanderzusetzen. Ein professioneller Zeitplan hilft dabei, Fristen einzuhalten und unnötige Kosten zu vermeiden.

Zusätzlich sollte geklärt werden, ob eine Grundschuld auf der Immobilie lastet. Diese muss vor dem Verkauf entweder abgelöst oder in den Vertrag integriert werden.

Verkauf – wann besonders sinnvoll?

  • Keine Eigennutzung oder Vermietungsabsicht
  • Hoher Instandhaltungsbedarf
  • Steuerliche Belastung (Erbschaftssteuer)
  • Wunsch nach Liquidität oder Aufteilung des Erbes

Auch wenn ein Verkauf zunächst emotional schwerfallen kann, schafft er oft Klarheit und finanziellen Spielraum. In vielen Fällen lassen sich mit dem Erlös andere Projekte verwirklichen – etwa eine eigene Immobilie oder Altersvorsorge.

Bei Verkaufsabsicht empfiehlt sich die Erstellung einer Marktanalyse. Diese zeigt auf, ob ein zeitnaher oder strategisch verzögerter Verkauf sinnvoller ist. Auch rechtliche Aspekte wie bestehende Mietverhältnisse sind in diesem Zusammenhang zu beachten.

Wenn eine Erbengemeinschaft aufgelöst werden soll, ist der Verkauf häufig der einfachste Weg, um für alle Beteiligten eine faire und transparente Lösung zu schaffen.

Beratung einholen

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Fachliche Unterstützung ist ratsam:

  • Immobilienmakler:in: Marktkenntnis, Bewertung, Verkauf
  • Steuerberater:in: Steuerliche Optimierung
  • Rechtsanwalt/Notar:in: Rechtssicherheit, Vertragsgestaltung

Ein Team aus Fachleuten sorgt dafür, dass rechtliche, steuerliche und marktbezogene Aspekte umfassend berücksichtigt werden. Gerade in komplexen Konstellationen (z. B. Auslandserben, Erbengemeinschaften) ist dies besonders wertvoll.

Zusätzlich lohnt es sich, regionale Besonderheiten wie Bodenrichtwerte, Baurecht oder lokale Entwicklungsvorhaben zu berücksichtigen. Diese Faktoren können den Entscheidungsprozess maßgeblich beeinflussen.

Langfristig betrachtet ist professionelle Beratung nicht nur eine Hilfe bei der Entscheidungsfindung, sondern auch ein Faktor für den Werterhalt oder -zuwachs der Immobilie.

Fazit

Ob behalten, vermieten oder verkaufen – die richtige Entscheidung hängt von vielen individuellen Faktoren ab: Emotionen, Steuerlast, Lage, Zustand und finanzieller Spielraum. Mit klarer Analyse, professioneller Beratung und objektiver Bewertung lässt sich die bestmögliche Lösung finden.

Wer eine Immobilie erbt, sollte sich Zeit für eine umfassende Betrachtung nehmen. Checklisten, Gespräche mit Expert:innen und die Einbeziehung aller Betroffenen fördern nachhaltige Entscheidungen. So wird das Erbe zur Chance – und nicht zur Belastung.

Eine gute Vorbereitung, strukturiertes Vorgehen und das Bewusstsein für mögliche Risiken sind die Grundlage für eine erfolgreiche Nutzung oder Verwertung der geerbten Immobilie.

Häufige Fragen zur geerbten Immobilie

Welche Unterlagen benötige ich nach einer Immobilienerbschaft?

Grundbuchauszug, Erbschein, Energieausweis, Versicherungsnachweise und ggf. Baupläne sollten frühzeitig zusammengestellt werden.

Muss ich als Erb:in Erbschaftssteuer zahlen?

Das hängt vom Immobilienwert und dem Verwandtschaftsgrad ab. Es gelten Freibeträge, z. B. 400.000 € für Kinder. Wird dieser überschritten, entsteht Steuerpflicht.

Wann ist ein Verkauf steuerfrei?

Wenn die Immobilie länger als zehn Jahre im Besitz war oder in den letzten drei Kalenderjahren selbst genutzt wurde, fällt in der Regel keine Spekulationssteuer an.

Kann ich die Immobilie sofort verkaufen?

Ja, sofern Sie im Grundbuch eingetragen sind. Bei mehreren Erb:innen müssen alle dem Verkauf zustimmen oder es muss eine Einigung über die Auseinandersetzung erfolgen.

Was spricht für die Vermietung?

Langfristige Einnahmen, Werterhalt der Immobilie und ggf. steuerliche Vorteile. Voraussetzung: gute Lage, solider Zustand, Verwaltungskapazitäten.

Nick Wypior Immobilien

Nick Wypior | Immobilienmakler (IHK)

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